Chronik
170 Jahre Halleiner Liedertafel!
170 Jahre, in denen Menschen mit Idealismus, persönlichem Einsatz und vor allem Freude an Musik und Geselligkeit
in guten und besonders in schweren Zeiten den Fortbestand des Vereins und damit der Chormusik gesichert haben.
Nicht viele Kulturvereine in der Salinenstadt Hallein können auf eine so lange Tradition zurückblicken wie die HLT:
Der Chor wurde bereits 1849 auf Initiative von Franz Gruber gegründet, dem Sohn Franz Xaver Grubers, weltweit
bekannt als Schöpfer des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes "Stille Nacht, heilige Nacht". Dieser war,
wie bereits erwähnt, einer der 24 Gründungsmitglieder.
Viel konnten wir, die „LiedertaflerInnen“, von damals bis heute bewegen:
- Opern- und Operettenaufführungen (früher sogar mit vereinseigenem Orchester) wie z.B. „Bauernblut“, Volksoperette
von Max Werner und Hans Schmid (Urauff¨hrung 1933), „Abu Hassan“, Oper von Carl Maria von Weber, (1987),
eine großartige Opern- und Musicalnacht zusammen mit der Bürgercorpskapelle Hallein, dem Niederalmer Kirchenchor
und dem Männergesangsverein Kuchl (1995) u.a., - rauschende Ballnächte,
- kirchliche Großereignisse wie die Aufführung des Oratoriums "die Schöpfung" von Joseph Haydn (1920),
Passionskonzerte wie „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“ von Cesar Franck (1993), die „Krönungsmesse“ von
W.A. Mozart (1996) zusammen mit dem Halleiner Kammerorchester und „Stabat mater“ von Pergolesi (1999), - Eurovision der Christmette, welche am 24. Dezember 1968 im Rahmen einer ORF-Sendung die ursprüngliche Halleiner
Fassung von „Stille Nacht, heilige Nacht“ den Menschen in aller Welt näher brachte, - seit jeher die Feierstunde am Grubergrab in Hallein am Heiligen Abend mit "Stille Nacht, heilige Nacht" in der
Originalfassung für 2 Männerstimmen, Gitarre und Chor.
Um auch das gesellige und vor allem lustige Beisammensein zu fördern, wurde zur Gründerzeit und die Jahrzehnte
danach intensiv der Kontakt mit anderen Vereinen gepflegt. (LT Berchtesgaden, LT Salzburg, LT Reichenhall,
LT Schärding, u.a.).
Bis heute hat sich, wenn auch in geringerem Ausmaß, diese Tradition gehalten.
So besuchte uns im Jahre 1994 der Postens Damekor aus Bergen (Norwegen). Die Norwegerinnen gaben in ihren
reizenden Trachten im Keltenmuseum ein Konzert. Im April dieses Jahres machten wir Bekanntschaft mit dem
GVL Konkordia Lustenau (Vorarlberg), aus welcher im September im Zuge unseres alljährlichen Vereinsausfluges) feste Freundschaft wurde.
Auszug aus der Vereinschronik „Gedenkbuch der HLT. 1.Teil“
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In Hallein bildete sich am 2.November 1847 ein Musikverein, welcher sich zweimal
im Monat zu gemeinschaftlichen Übungen in Vokal- und Instrumental Musik versammelte
und die zerfließenden Unkosten aus eigenen Mitteln deckte. Dieser Verein erntete bei
den von ihm veranstalteten Produktionen nicht nur die volle Zufriedenheit des Publikums,
sondern konnte nicht unbedeutende Summen milden Zwecken zuführen.
Der Verein zählte an 36 ausübende Mitglieder, nur machte sich der Mangel an
Geldmitteln und eine Unzulänglichkeit an Gesangskräften ziemlich fühlbar.
Als am 30.März 1849 von Seite der Salzburger Liedertafel an hiesigen Musikverein
die freundliche Einladung erging, dieser wolle sich bei dem vorhabenden Fahnen- und
Gesangsfeste zu Salzburg betheiligen, führte derselbe dem Feste 14 Sänger zu,
und nahm an dem schönen Aufblühen der Salzburger Liedertafel den lebhaftesten Anteil.
Dieses großartige Fest, das über 300 Sänger vereinigte, wird stets in frohestem
Andenken aller Theilnehmer bleiben. Es war dies ein Fest, dessen Harmonien unvergänglich
in den Herzen der anwesenden Sänger und Sangesfreunden erklingen werden.
Halleins Sänger und Theilnehmer an diesem Liederfeste, entzückt über die früher kaum
geahnte Macht kräftigen Männergesangs, fühlten alle den lebhaften Wunsch, dem Vorbilde
der Nachbarstadt Salzburg zu folgen und auch am heimischen Herde den deutschen Gesang
eifrigst zu pflegen, demselben möglichst viele Kräfte zuzuführen, und auf diese Weise
nicht nur den Sinn für die Kunst des Gesanges, sondern auch für wahre, veredelnde
Geselligkeit in Hallein das vollste Bürgerrecht zu erwerben.
Mit diesen und ähnlichen Gedanken und Vorsätzen von unseren Freunden in Salzburg
scheidend, kehrten wir zurück und es bedurfte nur der Einladung von Seite des
Direktors des Musikvereins, Herrn Franz Gruber jun. an die bekannten Sangeskräfte
Halleins, sich am 4.Juni 1849 versammeln zu wollen.
(wörtliche Abschrift aus der Vereinschronik „Gedenkbuch der Halleiner Liedertafel.
1.Teil“; Georg Kral, Vereinsobmann, Jänner 1999)
„CONSTITUIRUNG“ der Liedertafel, 4.Juni 1849 .....
(verkürzte Abschrift des Originaltextes, G.K.)
An diesem Tage versammelte man sich im Stammlokal des Stampfischen Bräuhauses und
schritt zur Berathung, auf welche Weise das vorgesetzte Ziel zu ermöglichen sei.
Es stellte sich die Zahl Sänger auf 24, es waren die Herren:
Honschky, Peinzinger, Bock, Kapeller, Lechner, Perger, Pichler, Benesch, Karl,
Seidl, Graspeuntner, Zehenter, Göllner, GRUBER jun., Giehl, Kholler, Altmann,
GRUBER sen., Oedl, Ramsauer, Reitsamer, Jelmolly, Tronner(?), Etzelsdorfer .
Diese schritten nun zur Wahl der Vereinsleitung. Man wählte zum Direktor Herrn
Franz Gruber jun., zum Sekretär Herrn Josef Giehl, zum Cassier Herrn
Cajetan Jelmolly, zu Ausschüssen die Herren Kholler und Honschky.
Es wurden allwöchentlich ein Übung zu halten beschlossen, ein monatlicher Beitrag
von 9 h (Heller) festgesetzt und noch einige wichtige Punkte beraten und angenommen.
Lebhafte Toaste auf ein kräftiges Aufblühen und Gedeihen der Liedertafel,
Wiederholung der in Salzburg gesungenen Chöre beschlossen diesen frohen Abend.
(......)
Über Einladung der Salzburger Liedertafel fand am 8.Juli l.J. in St. Leonhard
eine Zusammenkunft der Salzburger, Halleiner und Reichenhaller Sänger statt.
(......)
Einer Einladung der Lungauer Liedertafel zu ihrem Fahnen- und Gesangsfeste
konnte wegen zu großer Entfernung nicht entsprochen werden.....
(......)
Es wurde nun ein Comite´ gebildet, um die nöthigen Vorkehrungen zu der am
24. September l.J. bestimmten Fahnenenthüllung und Gesangsproduktion zu veranlassen. (.....)
(Abschrift aus der Chronik, Georg Kral)
Gründungsmitglieder
50 Jahre Liedertafel
100 Jahre Liedertafel
Bericht über die Gründerzeit
(Franz Holzner, Gruberkuratorium)
Wer waren die Gründer der Liedertafel?
Es waren die Mitglieder des 1847 von F.X Gruber gegründeten Musikvereins. Alle Gründungsmitglieder wären
längst in Vergessenheit geraten, wenn.... Ja, wenn nicht die Familie Gruber gewesen wäre:
Franz Xaver Gruber und seine hochbegabten Söhne:
Stammbaum Gruber
Vater Gruber, 1787 bis 1863, erkannte früh das Talent seines Sohnes, der seinen Vater bereits
als Zehnjähriger an der Orgel vertreten konnte. Am Mozarteum studierte Franz bei Prof. Taux Komposition
und Geige, später komponierte er wie sein Vater Messen, Orgelstücke und Lieder. Er fertigte Transkriptionen
und Arrangements von Opernmusik an. Mit der Gründung der Halleiner Liedertafel stand ihm nun auch ein Chor
zur Verfügung. Viele seiner Kompositionen wurden von der Liedertafel und ihrem Orchester uraufgeführt.
So war es auch bei einem denkwürdigen Frühjahrskonzert: Laut Bericht der „Salzburger Zeitung“ vom 16.3.1863
führte Franz Gruber jun. die erst 1852 vom Pariser Instrumentenbauer Bouton erfundene „Harmonieflöte“ vor:
Nicht weniger Anklang fanden die vom Hr. Chormeister Franz Gruber teils arrangierten, teils komponierten Piecen
auf der Harmonieflöte in Begleitung der Guitarre, die meisterhaft executiert wurden.
Das Instrument befindet sich übrigens heute im „Gruberzimmer“ im Stille Nacht - Museum im ehemaligen Wohnhaus
F.X Grubers in Hallein.
Im vergangenen Jahr besuchten Herr Meingast und Herr Neupert, zwei Instrumentenbauer aus Österreich bzw.
Süddeutschland, das Museum in Hallein wegen des Hammerklaviers von F.X Gruber sen. Die Fachleute waren erstaunt
über die Harmonieflöte: Trotz großer Erfahrung und der Kenntnisse über die historischen Instrumente in Europa
hatte noch keiner von beiden so ein Instrument gesehen, geschweige denn davon gehört!
Leider geriet das damalige Konzert rasch in Vergessenheit, weil Gruber sen. am 7.6. 1863, 76jährig verstarb.
Sein Nachfolger Felix hatte andere Pläne und Interessen: Vorwiegend weltliche Musik, wie über 100 Märsche und
Opernbearbeitungen, Konzert- und Tanzstücke. Als Chorregent und Chormeister und Komponist war in Hallein ein weithin
bestaunter musikalischer Höhepunkt erreicht. Von überall her kamen Einladungen zu Konzerten ebenso traten
zahlreiche Vereine auf, wie etwa der Wiener Männergesangverein, es gab Aufmärsche und Konzerte -
und immer wieder musste Gruber komponieren oder Musikstücke umschreiben.
Auf diese Weise entstanden Bearbeitungen von Donizetti und Bellini, denn Felix war wie sein Vater
begeisterter Opernanhänger. So sind die zahlreichen Opernaufführungen in verschiedenen Halleiner Gasthöfen oder im Kleinen Stadttheater (heutiges Halleiner Rathaus) zu erklären.
Die Aufgaben und Verpflichtungen häuften sich, die Freunde warnten, doch Felix Gruber ließ nicht nach -
bis ein plötzlicher Herzschlag an der Orgel in der Stadtpfarrkirche in Hallein sein Leben beendete.
Er hinterließ 2 Söhne, die beide Musiker wurden:
Franz (1875 - 1940) war zunächst Geistlicher, später Musikdirektor der Kurmusik in Meran,
von 1921 bis 1926 Domkapellmeister am Salzburger Dom.
Felix (1882 - 1940) war Chormeister der Halleiner Liedertafel von 1902 bis 1940 und trotz politischer
Wirren ein guter Chorleiter, konnte seinen Vater aber nie erreichen. Er war der letzte Gruber,
der in Hallein als Musiker wirkte.
F.X Gruber jun., 1826 bis 1871, ab 1846 Lehrer in Hallein, wurde 1.Obmann und Chormeister.
Felix Gruber, 1840 bis 1884, Musiker von Beruf, wurde Nachfolger seines Vaters als Chorregent an der
Halleiner Stadtpfarrkirche, 1863.
Auf Grund seines Könnens wurde er 20jährig (!) Kapellmeister der Bürgercorpskapelle und nach dem
überraschend verstorbenen Bruder Franz (1871) Chormeister der Liedertafel. Damit hatte Felix Gruber
für 13 Jahre das gesamte Halleiner Musikleben in seiner Hand!
Sehr guter Erfolg beim 1. Wertungssingen des Salzburger Chorverbandes
Am 11. Juni 2005 fand es zum allerersten Mal statt: Das Wertungssingen des Salzburger Chorverbandes.
Voll Vorfreude und mit Spannung erfüllt erwarteten wir dieses Großereignis im aufstrebenden salzburgerischen
Chorwesen. Gemeinsam mit rund 40 anderen Chören stellten wir uns der Herausforderung, unser Können vor einer
Fachjury unter Beweis zu stellen. Eines steht jedenfalls fest: Unsere Mühen haben sich gelohnt!
Beim Abschlusskonzert bekamen wir unser Zertifikat mit der Note „Sehr guter Erfolg“ überreicht.
Chorleiterin Darina Naneva und der damalige Obmann Georg Kral waren sichtlich stolz auf all unsre Mitglieder,
die mit ihren Stimmen zu diesem großartigen Ergebnis beitrugen!
Jahresbericht 2016/2017